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Paradies für Anleger – Fragezeichen für Anbieter

Dr. Heinrich Hugenschmidt*                  

Green Bonds

Impact Investment, die Berücksichtigung von sozialen und auch ökologischen Aspekten bei Investitionen, liegt im Trend. Soeben hat der Kanton Genf seinen ersten Green Bond emittiert und 630 Millionen Franken aufgenommen. Der Green Bond wurde gemäss den Standards der International Capital Market Association (ICMA) aufgelegt und die Gelder werden für umweltbezogene Projekte wie z.B. Energieeffizienzmassnahmen verwendet. Auch an der Jahrestagung der Verwaltungsräte im November in Luxemburg war Impact Investment eines der Hauptthemen und wurde noch vor der Ansprache des Chefs der dortigen Finanzmarktaufsicht CSSF platziert die vergleichbar mit der Schweizer FINMA ist.

Viele Anlagetypen

Diese Präsenz war nicht immer vorhanden. In vielerlei Aspekten hat sich Impact Investment in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert. Noch in den 90er Jahren und zu Beginn dieses Jahrtausends waren die Möglichkeiten im Impact Bereich für Anleger eher limitiert. Zum einen war die Auswahl von Anlagemöglichkeiten sehr begrenzt und zum anderen waren Daten über die Wirkungen diese Anlagen im Hinblick auf Nachhaltigkeit schwer verfügbar. Zudem boten vergleichsweise wenige Anbieter entsprechende Produkte an. Beides hat sich seither stark verändert. Heute gibt es eine Vielzahl von Impact-Anlagemöglichkeiten unterschiedlichster Anbieter: Neben direkten Anlagen in Aktien und Bonds, Investment Fonds, Investment Zertifikate haben Anleger die Möglichkeit, an Private Equity und Venture Capital Programmen teilzunehmen.

Möglich wurde dies auch, weil die Datengrundlagen massiv verbessert wurden. Früher mussten unternehmenspezifische Daten über z.B. den Energieverbrauch oder soziale Indikatoren meist direkt bei den Unternehmen über Fragebögen oder Interviews erhoben werden. In einigen Fällen waren solche Daten überhaupt nicht vorhanden oder die Unternehmen weigerten sich, diese offenzulegen. Nicht zuletzt aufgrund des hohen Kosten- und Zeitaufwands waren diese Daten knapp, teuer und aus heutiger Sicht vergleichsweise ungenau.

Reporting Standards

Dem versuchten die damaligen Akteure mit Standards, wie z.B. der Global Reporting Initiative, entgegenzuwirken. Mit Erfolg – denn heute gibt es etablierte Reporting Standards und Daten über Nachhaltigkeitsaspekte sind breit verfügbar. Der Zugriff auf Daten ist zunehmend einfach und nun via Datenbanken, Websites, Screening Tools und Apps möglich. Einige Finanzdienstleister integrieren diese Daten bereits in ihr Standard Kundenreporting. Dies gibt Anlegern die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte und Präferenzen (z.B. soziale Aspekte gegenüber ökologischen Themen stärker zu gewichten) direkt in entsprechenden Anlagen umzusetzen und so aus dem verfügbaren Menu an Auswahlkriterien eine individuelle Lösung zu konstruieren.

Diese Entwicklung in Richtung Mainstream hat unterschiedliche Auswirkungen für die Anbieter von Finanzdienstleistungen und Investoren wie Family Offices, vermögende Privatpersonen, Institutionen, Pensionskassen und Stiftungen.

Paradies für InvestorenAuf der Investorenseite ergeben sich vor allem zusätzliche Handlungsoptionen. Heute trennen Investoren meistens klar zwischen finanziellen Zielen einerseits und Zielen und Massnahmen im Bereich Philanthropie und Impact andererseits. Letztere werden meisten über Spenden und Vergabungen umgesetzt. Nun bietet sich die Chance der Integration beider Bereiche, indem die individuellen Impact Kriterien einerseits in die Finanzanlagen eingebaut werden und diese Investments auch aufgrund eigener Impact Prioritäten ausgewählt werden können. Andererseits besteht die Chance, klassische Vergabungen und Spenden mit diesen Zielen entsprechenden direkten Impact Investments in Form von Eigen- oder Fremdkapital zu ergänzen z.B. Investitionen in Firmen, die lokale Solar-Stromnetze aufbauen oder die Ausbildungsmöglichkeiten für breitere Bevölkerungskreise anbieten.  

Strategische Herausforderung für Finanzdienstleister

 Hingegen sind die Auswirkungen dieser Entwicklung nicht so klar auf Anbieterseite. Bislang war es für Anbieter relativ einfach, sich mit Produkten und Dienstleistungen im Nachhaltigkeits-Bereich zu differenzieren und klar im Wettbewerb zu positionieren. Je mehr das Thema Mainstream wird, desto schwieriger wird dies werden. Für die Anbieter stellt sich somit die Frage, wie sie das Thema Impact Investing auch weiterhin wertsteigernd nutzen können.

* Dr. oec. HSG Heinrich Hugenschmidt ist als Verwaltungsrat in der Finanzbranche tätig und berät Family Offices und Asset Manager. Zuvor war er bei einem Fintech Startup mit Focus auf Robo-Advisory tätig. Auch war er bei einer Schweizer Grossbank verantwortlich für die Implementierung von Nachhaltigkeitsthemen ins Banking. In den späten 90er Jahren war er Mitglied der Steering Committees der Financial Institutions Initiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP-FI) und hat bei der ursprünglichen Lancierung der Global Reporting Initiative Standards (GRI) mitgearbeitet.“

Kontakt:

Fankhauser Media GmbH

info@fankhausermedia.ch

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